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Warum gute Arbeitsbedingungen kein Luxus sind

Klick, Klick ... Klickklickklick ... Klick. In meinem rechten Unterarm zieht es. Klick. Maus in die linke Hand: Ja, so geht es eine Weile. Abends spüre ich ihn trotzdem, den Arm. Und den Nacken. Außerdem sitze ich die ganze Zeit im Hohlkreuz. Eine unnatürliche Haltung, die ich mir seit ein paar Wochen angewöhnt habe, weil mein Stuhl zu hoch und an der Stuhlkante sogar höher als die Sitzfläche ist. Ich sitze also 8 Stunden am Tag auf der vorderen Stuhlkante, der Rücken ist weit von der dafür eigentlich vorgesehenen Rückenlehne entfernt, Armlehnen gibt es auch keine. Ich ziehe daher die Schultern hoch, damit meine Arme nicht schräg auf der Tischkante aufliegen.

 

Nein, ich bin nicht Günter Wallraff im Selbstversuch. Ich betreibe auch auch keinen Investigativjournalismus. Ich beschreibe meine Situation an einem provisorisch eingerichteten Arbeitsplatz und ärgere mich: Hat sich denn noch nicht herumgesprochen, dass unergonomische Arbeitsplätze krank machen? Dass ordentliche Bürostühle, die sich tatsächlich auf den jeweiligen Be-sitzer/die Be-sitzerin anpassen lassen, kein Luxus, sondern Voraussetzung für gesundes Arbeiten sind?

 

Und für all diejenigen, die denken, dass sei Jammern auf hohem Niveau: Fahre einfach mal 8 Stunden Auto, ohne mit den Füßen an die Pedale zu kommen. Oder schäle 5 kg Kartoffeln mit einem stumpfen Messer. Oder steige eine wackelige Leiter empor. Geht alles, klar. Aber wie lange? Und wie gut? Und wie lange geht es gut?

 

Mängel am Arbeitsplatz wirken sich nicht nur auf Gesundheit und Wohlbefinden aus, auch das Arbeitsklima leidet. Konzentration und Motivation lassen nach, Ermüdung, sinkende Leistungsfähigkeit, erhöhte Fehlerraten und Gereiztheit sind die Folge. Das dürfen die Kolleg*innen dann ausbaden, die Stimmung überträgt sich und schon ist er da, der Konflikt am Arbeitsplatz.

 

Diesen Zusammenhang hat man schon lange erkannt und dafür Gesetze und die Arbeitsstättenverordnung geschaffen. Damit nichts passiert und die Beschäftigten physisch und psychisch gesund bleiben. Die Berufsgenossenschaft freut es außerdem, denn durch individuell angepasste Arbeitsmittel reduzieren sich Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten.

 

Weise die zuständige Führungskraft in deinem Unternehmen also mit gutem Gewissen darauf hin, falls etwas nicht in Ordnung ist (dies ist laut Arbeitsstättenverordnung sogar deine Pflicht) und bitte um Abhilfe, freundlich aber mit Nachdruck.

Rückenschmerzen vom Bürostuhl?
Rückenschmerzen vom Bürostuhl?

Übrigens ...

... der Bürostuhl kam nach ein paar Wochen; gebraucht, aber funktionsfähig. Ich kann die Armlehnen so verstellen, dass ich meine Unterarme beim Schreiben entlasten kann. Meine Schultern und mein Rücken freuen sich, und für meinen Arbeitgeber war es eine günstige Lösung: win-win für beide Seiten und hier sogar ohne zusätzliche Kosten! qed.

Musstest du auch schon Erfahrungen mit schlechten ergonomischen Bedingungen am eigenen Arbeitsplatz machen? Habt ihr eine Lösung gefunden? Wie sah diese aus?

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